O Lebensbaum, o Lebensbaum

Liebe Adoptierte, liebe leibliche Eltern, liebe Adoptiveltern,

jetzt ist wieder die Zeit, in der wir enger zusammenrücken. In der wir Lichter anzünden, ruhiger werden und innehalten. Und in der wir es uns im Kreise der Familie richtig gut gehen lassen, ob mit Gans oder mit veganen Plätzchen.

Ja, die Familie. Selbst wenn man sich das ganze Jahr über kaum gesehen hat, selbst wenn man sich sonst kaum etwas zu sagen hat, ja, selbst wenn es sonst nur Zank und Streit gibt und man sich lieber aus dem Weg geht: An Weihnachten kommen sie alle zusammen, Vater, Mutter, Kinder, Opas, Omas, Onkel, Tanten, um gemeinsam friedlich zu feiern oder zumindest zwei, drei Tage „Waffenstillstand“ hinzubekommen. Das ist die deutsche Tradition. Weihnachtsfest = Familienfest.

Und gerade an dem Punkt kann es unsereins manchmal mulmig werden. Wenn Chris Rea singt: „I’m driving home for Christmas, I can’t wait to see those faces …“, denken wir vielleicht: Ja, weil er sich in den Gesichtern der Familie selbst ein Stück wiedererkennt. Das können wir nicht. Oder nur teilweise – und es fehlt ein bestimmtes, uns ähnliches Gesicht an der Festtagstafel.

Ist das wirklich so wichtig? Ja, das könnten wir uns fragen. Reicht es nicht, wenn wir einfach mit den Menschen zusammen sind, die wir lieben und denen wir etwas bedeuten? Diese Frage können nur wir selbst uns beantworten. Keiner kann uns vorschreiben, wie wir darüber zu denken und zu fühlen haben. Wir müssen es selbst für uns erspüren, jede*r für sich. Allein das ist schon eine wichtige Erkenntnis.

Vielleicht wäre das eine Lösung: An Weihnachten auch an die denken (dürfen), die man vermisst. Und dann aus diesem Gefühl heraus das Zusammensein mit denen genießen, die da sind.

Das führt uns zu der Frage: Wer wird, wer soll da sein? Selbst wenn wir uns nicht ganz sicher sind, wie und mit wem wir das „Fest der Liebe“ feiern wollen: Es kann uns beruhigen, zu wissen, dass wir nicht allein sind. Doch, doch: Auch wenn du dich gerade allein fühlen solltest, du bist es nicht. Oft warten Freunde nur darauf, dass du sie anrufst. Und selbst wenn sie nicht warten, meistens freuen sie sich, wenn du dich meldest. Vielleicht kennst du ja auch welche, die nicht genau wissen, was sie (mit) Weihnachten anfangen sollen.

Und selbst, wenn all das im Moment nicht auf dich zutrifft: Dann gibt es zumindest noch uns, die Adoptionshelfer. Wir haben immer ein offenes Ohr. Und in unserer Community sind viele andere, denen es ganz ähnlich geht wie dir. Weil sie aus derselben Situation kommen.

An dieser Stelle möchten wir ganz herzlich DANKE sagen.

Danke an euch, die ihr uns als Mitglied begleitet. Die ihr euch einbringt mit eurer Geschichte und euren Fragen. Und teilhabt am Leben der anderen. Durch euch lebt und wächst die Plattform Adoptionshelfer. Schaut euch unser Logo an, den keltischen Lebensbaum: Jede*r von euch ist ein Blatt, ein Zweig, ein Ast. Und zugleich ist auch jede*r von euch so ein Baum, der seine Wurzeln mitbringt.

Vielen Dank auch an die unter euch, die uns so tatkräftig unterstützen – mit eurer Arbeit, mit eurer Zeit, mit euren Zuwendungen. Ohne euch würde Adoptionshelfer nur halb so gut laufen.

Euch allen wünschen wir nun frohe Feiertage und einen guten Rutsch in ein glückliches und gesundes neues Jahr 2023. Und wenn ihr es mal braucht: Denkt an den Lebensbaum und wisst, dass ihr immer mit allem und allen verbunden seid. Ganz besonders mit denen, die auch Adoption erlebt haben, von welcher Seite auch immer. Vielleicht hilft es euch auch, an den zu denken, den wir zu Weihnachten feiern: Jesus. Der kam auch aus keiner 08/15-Familie.

Es grüßen euch herzlich

Eure Adoptionshelfer

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