Kritik an Institution und Vorgehensweisen

Immer wieder beschweren sich viele Deutsche darüber, dass das Jugendamt oft viel zu spätoder gar nicht einschreitet, obwohl eine offensichtliche Gefährdung des Kindeswohls vorliegt. Besonders in den Nachrichten werden solche Fälle oft thematisiert. Wohl auch aus dem daraus resultierenden Druck der Öffentlichkeit ist die Zahl der Inobhutnahmen im Jahr 2015 im Gegensatz zum Vorjahr rasantgestiegen.

Gleichzeitig werden vonseiten der Eltern immer wieder Forderungen laut, dass eine Inobhutnahme von Kindern nicht immer sofort vom Jugendamt erfolgen sollte. Denn oft geschehe das viel zu schnell, ohne dass eine wirkliche Gefährdung der Kinder vorliege. Aber welche dieser Forderungen ist nun gerechtfertigt?

Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. Denn: Jede Situation muss individuell betrachtet werden und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Liegt die Gesundheit und das Wohl eines jeden Kindes dem Jugendamt besonders am Herzen, so ist es doch schwierig, für eine andere Person zu entscheiden, was das Beste für diese ist.

In eindeutigen Situationen wie Misshandlung bedarf diese Frage keiner Antwort, denn sie liegt auf der Hand. Geht es aber beispielsweise um die wohnliche Situation, in der sich die Kinder jedoch trotzdem wohlfühlen und aus persönlicher Sicht ausreichend Platz zur freien Entfaltung haben, so ist das Eingreifen des Jugendamtes nicht immer nötig.

Diese Grenze zu ziehen und notwendige von denen für das Kindeswohl überflüssigen Maßnahmen zu trennen, ist ein komplexes Aufgabengebiet und erfordert viel Feingefühl. Zudem muss immer der Blick auf den individuellen Fall und nicht auf das große Ganze geworfen werden. Eine Verurteilung der gesamten Institution des Jugendamtes führt aus diesem Grund deshalb zu weit.