Wer ist mein leiblicher Vater? | Wie komme ich ohne Eltern klar? Folge 2/5

Dass ihr Vater gar nicht ihr leiblicher Vater ist, hat Julia mit 13 Jahren erfahren. Sie ist durch eine anonyme Samenspende in Essen entstanden. Über den Spendervater weiß sie nur so viel: wahrscheinlich war er Mathestudent, hatte die Blutgruppe A, B oder 0 und gab seine Spende im Januar oder Februar 1990 ab.

Mehr als 110 000 Kinder in Deutschland sind durch Samenspenden entstanden. Aber weniger als 5 Prozent wissen davon. Der Spendervater wird so ausgesucht, dass er dem sozialen Vater möglichst ähnlich sieht, damit das Kind keinen Verdacht schöpft. Kinder haben in Deutschland zwar ein Recht darauf, zu erfahren, wer ihr Vater ist. Aber erst seit 2007 müssen Kliniken die Unterlagen dauerhaft speichern. Für viele ältere Spenderkinder ist es also zu spät, wenn sie jetzt nach ihrem leiblichen Vater fragen – die Daten wurden gelöscht.

Auch für Julia ist die Suche nach ihrem leiblichen Vater bislang erfolglos verlaufen. Sie ist zwar nicht ohne Eltern aufgewachsen und hatte eine glückliche Kindheit. Was ihr fehlt, ist nur zu wissen, von wem genau ihre Gene kommen. Und es wäre so einfach: Denn der Bundesgerichtshof hat schon 1989 entschieden, dass Kinder ein Recht darauf haben, ihre leiblichen Eltern zu erfahren. Aber die Geburtshilfekliniken geben Informationen über die Spender-Väter natürlich nicht einfach so heraus. Für sie ist es besser, wenn die Spender anonym bleiben, denn Väter könnten sonst davon abgeschreckt werden, eine Samenspende abzugeben. Findet Julia trotzdem ihren leiblichen Vater?